02.05. - 05.05. Frankreich

Über den Pyrenäenpass Col du Somport mit dem Fort du Portalet und seinen in den Fels gebauten Wehrgängen fahren wir durch das Aspe-Tal nach Frankreich. Während der Fahrt fallen uns wiederholt Hinweise auf die Höhlen von Bétharram (Grottes de Bétharram) auf. Unsere Recherche ergibt, das dieses Höhlensystem das Größte dieser Art in Frankreich ist und zudem auch ganz nah an unser geplanten Route liegt.

Spontan beschließen wir, dass unser Bedürfnis nach Höhlenerkundungen noch nicht gestillt ist und fahren die Höhlen an. Auf dem riesigen Parkplatz stehen wir ganz allein und haben schon die Befürchtung, dass eine Tour nicht zustande kommt. Kurz vor Beginn der Führung treffen aber noch andere Besucher ein und kurz darauf wird die Gruppe mit dem hauseigenen Pendelbus zu dem Höhleneingang gebracht.

Grottes de Betharram
Grottes de Betharram

Die Grottes de Bétharram befinden sich an der Grenze der Départements Pyrénées-Atlantiques und Hautes-Pyrénées und sind etwa 15 km von Lourdes entfernt. Sie wurden 1810 entdeckt und sind seit 1903 für Besucher zugänglich. Insgesamt wurde ein rd. 5,2 km umfassendes Gängesystem erforscht, von dem 2,5 km touristisch erschlossen sind.

 

Die Höhlen von Bétharram erstrecken sich über fünf Etagen und einen Höhenunterschied von rd. 80 Metern. Das bedeutet für uns erst einmal etliche Treppen, aber dann finden wir uns in einer wahren Wunderwelt wieder. Unser Führer ist sehr nett und zuvorkommend. Von ihm bekommen wir einen sehr gut funktionierenden Audioguide aber er kommt während der Führung auch immer wieder zu uns uns gibt uns zusätzliche Erklärungen in Englisch. Nachdem wir mehrere große Säle mit wunderschönen Tropfsteinen gesehen haben, kommen wir in einen Bereich in dem es deutlich enger wird. Hier ist die Höhle nur schwach ausgeleuchtet und bei jedem kurzen Stopp werden besonders schöne Stellen kurz ausgeleuchtet – energiesparend und effektvoll!

Grottes de Betharram

Der neben uns herführende unterirdische Fluss verbreitert sich und ab hier geht es mit einem Drachenboot weiter. Eine kurze aber sehr nette Bootsfahrt.

 

Auf dem nun folgenden Abschnitt präsentiert sich die Höhle von einer ganz anderen Seite. Keine großen Säle sondern schmale, enge Schluchten. Diese verlieren sich in schwindelerregenden Höhen. Wir fühlen uns wie die Ameisen. An einigen Stellen sind große Felsen herabgestürzt und haben sich eindrucksvoll über unseren Köpfen in dem schmalen Spalt verkeilt.Das muss aber schon lange her sein. Sonst wäre unser Führer, der schließlich jeden Tag hier unten ist nicht so locker.

 

Immer wieder kommen wir – zum Teil hautnah – an Tropfsteinformationen vorbei und erreichen schließlich die kleine Bergwerksbahn, die uns zu unserem Ausgangspunkt zurückbringt.

 

Unser Fazit:

Ein absolutes Kontrastprogramm zur Cueva de las Güixas. Die Führung in den Grotten von Betharram erfolgte so zügig, dass ich mir manchmal sogar etwas mehr Zeit gewünscht hätte.

 

Das kam vermutlich aber daher, dass ich nach Herzenslust fotografieren konnte – ohne Blitz versteht sich – und deshalb beschäftigter als der Rest der Besuchergruppe war. Die Höhle ist wunderschön, abwechslungsreich und faszinierend. Wir sind rundum begeistert und sehr froh, dass wir uns zu diesem Besuch entschieden haben.

Die Höhlen von Betharram - Grottes de Betharram

Die Höhlen von Betharram - Hochformate

Im weiteren Verlauf unserer Rückreise machen wir einen Abstecher zu den Katharerburgen bei Lastours. Bei den Chateaux de Lastours handelt es sich um die Ruinen von vier Burgen in der französischen Gemeinde Lastours nicht weit entfernt von Carcassonne. Diese auf einem ca. 400 Meter hohen Bergkamm unmittelbar nebeneinanderliegenden Burgen stammen aus dem 11., 12. und 13. Jahrhundert.

Burg Quertinheux , Tour Regine , Cabaret
Blick von Burg Quertinheux auf Tour Regine und Cabaret

Wir finden einen Parkplatz am Fuß des Burgberges wo wir eine ruhige Nacht verbringen.

Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass ein Aufstieg zur den Burgen direkt nicht möglich ist. Der Zugang erfolgt über eine alte Fabrik, die zum Besucherzentrum umgebaut wurde. Dort sind die Tickets zu lösen und über eine im Gebäude liegende Treppenanlage erreichen wir dann den Burgberg. Ca. eine Viertelstunde später und unzählige Treppen höher erreichen wir die erste der vier Burgruinen - Quertinheux. Sie steht etwas abseits der anderen Burgen auf einer separaten Felsnadel. Es sind Informationstafeln angebracht, aber da diese ausschließlich auf französisch sind helfen sie uns nicht viel weiter.

 

Die drei anderen Burgen liegen näher zusammen auf einem rd. 400 m langen und 50 m breiten Felsrücken von den umliegenden Hügeln durch Flusstäler getrennt. Seit 1905 sind die Chateaux de Lastours als historisches Denkmal eingestuft.

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Blick auf Burg " Tour regine" und "Cabaret" (hinten)

Bei der nächsten Burgruine handelt es sich um Surdespine. Sie ist die am höchsten gelegene Burg und von hier haben wir einen guten Blick auf die anderen Burgen. Von Surdespine ist außer einem Turm und ein paar umgebenden Mauern nicht viel erhalten geblieben.

Wir kraxeln von Surdespine wieder hangabwärts um kurz darauf wieder den Hang hinaufzusteigen. Ein stetes auf und ab!

 

Als Dritte kommt „Tour Regine“ an die Reihe, die derzeit im Wesentlichen aus einem Rundturm besteht und von der man eine gute Aussicht auf die Burg „Cabaret“ hat.

Der „Tour Regine“ genannte Komplex wurde um 1260 errichtet. Sein markantes Kennzeichen ist der mächtige, rundum mit Schießscharten versehene Turm, von dem vermutet wird, dass er als Wohnturm diente, denn im oberen Bereich gibt es auch ein Fenster. Eine Zisterne, in der Regenwasser aufgefangen wurde ist ebenfalls noch in Fragmenten erhalten.

 

Burgruine, Surdespine
Thomas vor Burg Surdespine

Zu guter Letzt erreichen wir Burg „Cabaret“ - die Größte und Aufwendigste der vier Burgen. An ihr fällt schon von außen der mächtige Turm mit dem fünfeckigen Grundriss auf, der teilweise eingestürzt ist und so einen Einblick in das gotische Decken-gewölbe bietet. Kurz darauf haben wir über eine etwas abenteuerliche Treppe den Turm erklommen und genießen den Blick von oben auf die anderen Burgen. Das Chateau de Cabaret war der Stammsitz der einst mächtigen Seigneurs de Cabaret und somit die bedeutendste der Burgen von Lastours. Auf großen gotischen Spitzbogenarkaden errichtete Wehrmauern verbinden den quadratischen Turm im Norden mit dem fünfeckigen Turm im Süden und den in der Mitte gelegenen ehemaligen Wohngebäuden.

Den Weg hinab zu den Überresten des mittelalterlichen Dorfes Lastour sparen wir uns, da zum Einen nur noch ein paar Grundmauern zu sehen sind und zum Anderen haben wir noch genug Treppen vor uns.

 

Auf einem kleinen Weg umrunden wir die Burgen und gehen unterhalb des Burgkomplexes wieder Richtung Ausgang. Das ganze Gelände ist nicht nur für Burgenfans und Historiker von Interesse. Auch Botaniker kommen auf ihre Kosten. Die Blütezeit der hier in großen Mengen wachsenden blauen Iris ist leider so gut wie vorbei, aber dafür begeistern die rosa Cistrosen und viele andere Wildpflanzen. Deshalb habe ich diesmal auch eine gesonderte Bildergalerie der Flora um die Chateaux de Lastours gewidmet.

Chateaux de Lastours - Katharerburgen - oder 4 auf einen Streich.

Chateaux de Lastours - ein botanischer Exkurs

Als nächstes fahren wir das mittelalterliche Dorf Minerve an. Dieses malerische Dorf, das sich rühmt zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs zu zählen - wurde auf einem Felsen errichtet, der sich zwischen zwei Flüssen erstreckt. Er ist ausschließlich durch eine kleine Brücke und einen schmalen Felsgrat mit der umliegenden Hochebene verbunden.

Minerve, Dorf, Frankreich
mittelalterliches Dorf, Frankreich, Minerve

In einer solchen Gegend ist die Parkplatzsuche mit dem Wohnmobil alles andere als einfach. Die in der Nähe der Brücke auf MapsMe ausgezeichneten Parkplätze sind nur für Busse reserviert bzw. beschrankt. Zu guter Letzt finden wir aber noch den Weg zu dem Sammelparkplatz am anderen Ortsende. Von hier aus kann das Dorf in wenigen Minuten zu Fuß erreicht werden.

 

Das Örtchen ist malerisch aber auch sehr touristisch und wirkt fast schon wie ein Museumsdorf.

 

Mich hat aber noch eine weitere Attraktion hierher gezogen, nämlich die Naturbrücken des Ortes, die der Fluss Cesse auf seinem Weg durch das Kalkgestein geschaffen hat. Eine von ihnen liegt direkt am Fuß der Brücke und kann durchwatet werden, wenn man keine nassen Füße scheut.

natürliche Brücke, Höhle, Minverve
Minerve, Naturbrücke
Roquebrun, Dorf, Frankreich

Von Minerve fahren wir nach Roquebrun. Dort möchten wir den oberhalb am Berg gelegenen Jardin Mediterraneen besuchen. Aber die Parkplatzsuche wird zu einem echten Problem. Im Ort selber haben wir keine Chance und extra auf den CP gehen, Fahrräder aktivieren etc. dazu haben wir keine Lust, auch weil wir uns nicht mehr so lange in dieser Gegend aufhalten wollen.

Also suchen wir uns einen ruhigen Parkplatz an einer Landstraße und fahren am nächsten Tag bis Remoulins. Hier haben wir schön öfters bei der Durchreise übernachtet und seit einiger Zeit wissen wir auch um die Sehenswürdigkeit des Ortes - das Aquädukt Pont du Gard. Diesmal stimmt auch das Wetter und wir fahren durch den Ort zu den großen Parkplätzen am linken Flussufer. Auf der rechten Flusseite liegen ebenfalls große Parkplätze sowie das Besucherzentrum mit angeschlossen-em Museum.

Pont du Gard, Frankreich, Aquädukt, Fluss, Weltkulturerbe

Das Parken kostet übrigens keine Gebühren, allerdings kann der Parkplatz nur mit einem Eintrittsticket des Pont du Gard (6,50 € /Person) wieder verlassen werden. Muss man wissen! Kommt man mit dem Fahrrad oder zu Fuß vom benachbarten Campingplatz kann man Pont du Gard barrierefrei und ohne ein Ticket zu lösen erreichen. Kontrollen fanden auf dem weitläufigen Gelände nicht statt zumal viele Besucher auch mit dem Kanu kamen. So ganz hat sich uns das System nicht erschlossen.

Bei dem Pont du Gard handelt es sich um ein römisches Aquädukt und zwar nicht um irgendeines sondern um das weltweit höchste und am besten erhalte Aquädukt. Es zählt zu den wichtigsten erhalten gebliebenen Brückenbauwerken der antiken römischen Welt und ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Südfrankreichs. 1985 wurde Pont du Gard in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.

Pont du Gard, Frankreich, Aquädukt

Wir gehen zuerst am Ufer des Gardon entlang und es ist so warm, dass wir am liebsten hineinspringen würden. Nur haben wir leider keine Badekleidung dabei und so locker wie auf den Kanaren wird FKK hier wohl nicht gesehen. Also schwitzen wir weiter und überqueren das Aquädukt auf der, Mitte des 18. Jahrhunderts, in Höhe der unteren Ebene angebauten Brücke.

Auf der anderen Seite des Flusses angekommen machen wir uns auf die Suche nach dem Museum. Der Weg dorthin ist schlecht ausgezeichnet und wir folgen einem der vielen Trampelpfade durch den Wald. Im Museum angekommen erhalten wir viele interessante Informationen zu dem Bau des Aquäduktes. U.a. dass Pont du Gard Teil einer etwa 50 km langen Wasserleitung war, mit der Wasser von den Quellen nahe Uzes zur römischen Stadt Nimes transportiert wurde. Die Brücke ist 49 m hoch und umfasst drei Etagen. Auf der oberen Ebene verläuft die rechteckige Rinne der Wasserleitung. Die Entstehung wird in der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. vermutet. Etwa 20.000 Kubikmeter Wasser flossen nach der Fertigstellung täglich über das Aquädukt zum heutigen Nimes, das zu der Zeit etwa 20.000 Einwohner hatte. Das bedeutet – zumindest theoretisch - täglich rund 1000 Liter Wasser je Einwohner.

Dies war unsere letzte Station in Frankreich. In Deutschland machen wir noch einen Familienbesuch in Kassel bevor es wieder nach Hause geht.

 

Wir machen einen Ausflug zur Wilhelmshöhe. Unser Weg führt uns an der Löwenburg vorbei. Zu besichtigen ist sie wegen Renovierungsarbeiten derzeit nicht, Aber auch von außen ist sie interessant anzusehen. Die Löwenburg wurde 1793 schon als künstliche Burgruine errichtet. Ihrem Bauherrn Landgraf Wilhelm IX. von Hessen-Kassel diente sie als privater Rückzugsort

"Aquädukt" im Bergpark Kassel
"Aquädukt" im Bergpark Kassel

Kurz darauf erreichen wir den Steinhöfer Wasserfall, der nach seinem Schöpfer benannt wurde. Er stellt einen Steinbruch dar, der wegen Wassereinbruchs aufgegeben werden musste und nun von der Natur zurück erobert wird.

 

Der Bergpark Wilhelmshöhe ist mit einer Fläche von 2,4 Quadratkilometern der größte Bergpark in Europa und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Vom 1.5. - 3.10. finden die seit 300 Jahren nach dem gleichen Prinzip funktionierenden Wasserspiele statt. Nur durch die Ausnutzung physikalischer Gesetze und ohne den Einsatz von Pumpen fließen die Wassermassen vom Fuß des Herkules bis zum Schlossteich. Durch eine planvolle Inszenierung wird die Urgewalt des Wassers meisterhaft zum Ausdruck gebracht. 750 m³ Wasser durchlaufen bei jeder Vorstellung allein durch natürlichen Druck alle Stationen.

 

Zuerst warten wir am Fuß der Kaskaden mit Blick auf den Herkules darauf, dass das Wasser endlich zu sprudeln beginnt und folgen ihm dann auf seinem Weg über Teufelsbrücke und Aquädukt bis hinab zum Schlossteich wo der Wasserdruck die „Große Fontäne“ über 50 Meter in die Höhe schießen lässt. Dieses Schauspiel ist Abschluss und Höhepunkt der Wasserspiele. Jedes Wasserbild wird für ungefähr 10 Minuten inszeniert und auf unserem Weg vom Herkules bis zum Schloss Wilhelmshöhe legen wir rd. 2 km zurück.